"Mir ist aufgefallen, dass ich viel mehr kann und, dass ich viel mehr Power habe, als von mir abverlangt wird."
Wer bist du und was machst du mit deinem Start-up?
Mein Name ist Seval Leyendecker und ich bin die Gründerin von Ocardoo, einer Firma für digitale Gruppengrußkarten.
Wer bin ich? Es ist eigentlich eine lange Geschichte, wer ich bin. Ich hatte mal ein Leben, das habe ich irgendwo abgeschlossen und ich habe einen Neubeginn für mich gestartet.
Ich hatte einen ganz normalen Schulweg, habe nach der Schule eine Ausbildung als Kauffrau für Bürokommunikation gemacht und habe dann auch relativ schnell geheiratet.
Wir haben einen Sohn bekommen, hatten ein Haus und ich hatte einen Job bei einer großen Agentur.
Und ich dachte: „Bin ich jetzt angekommen? Aber ich bin gar nicht glücklich. Das kann es nicht gewesen sein.“
Was treibt dich täglich aufs Neue an?
Mir ist aufgefallen, dass ich viel mehr kann und dass ich viel mehr Power habe, als von mir abverlangt wird.
Ich habe mich vor meiner Gründung für ein Studium im Ingenieurswesen angemeldet, denn ich wollte einfach mehr, ich wollte meine Grenzen austesten und schauen, bis wo hin ich gehen kann.
Wie bist du auf deine Gründungsidee gekommen?
Ich war zu dem Zeitpunkt alleinerziehend, ich hatte einen Job und ich hatte mein Studium und irgendwann kam mir die geniale Idee mit den Gruppengrußkarten und das hat mich als Mensch einfach nicht losgelassen.
Ich fand die Idee gut und meine Vision war es auch immer, irgendwann ein Unternehmen zu gründen.
Was machst du anders als andere? Wie beschreiben dich deine Freunde und dein Umfeld?
Was mache ich anders? Ich glaube, ich bin sehr bunt und das spiegelt sich auch in meinem Logo wider.
Ich wollte auch, dass mein Unternehmen mich persönlich ein bisschen widerspiegelt, denn ich lasse mich nicht so schnell abwälzen.
Wenn mir jemand sagt, dass ich etwas nicht schaffen kann oder nicht gut bin, etwa weil ich eine Mutter oder eine Frau bin, dann höre ich da gar nicht mehr hin.
Ich habe meinen Willen, ich habe Ehrgeiz und ich arbeite gerne.
Wann wusstest du, dass du gründen wirst?
Für mich stand nach meiner Idee fest: ich werde jetzt gründen.
Das war im Januar 2021 und ich habe diesen Schritt gewagt, parallel zu meinem Studium, meinen Aufgaben als Mutter und meinem Job.
Und ich habe trotzdem gegründet.
Ich habe an meine Idee geglaubt und ich wollte auch etwas riskieren, denn mein damaliger Partner und heutiger Ehemann hat zu mir gesagt:“ Wenn du etwas erreichen möchtest, dann musst du es riskieren – dann musst du springen. No risk, no fun.“
Diesen Spruch kennt wahrscheinlich jeder. Und das stimmt auch.
Was war das Verrückteste, was du für deine Gründung getan hast?
Ich glaube wirklich, mein Unternehmen ist verrückt.
Ich habe dafür meinen Job aufgegeben – also für Gruppengrußkarten. Das kann man eigentlich niemandem erzählen.
Wenn Menschen mich fragen, was mein Beruf ist, dann sage ich, dass ich Wirtschaftsingenieurin bin.
Und wenn sie fragen, was ich mache, dann sage ich:“ Ich verkaufe Gruppengrußkarten.“
Ich finde, das ist schon verrückt.
Was war bisher deine größte Herausforderung? Und wie hast du sie gemeistert?
Meine größte Herausforderung war es, jemanden zu finden, der meine Ideen umsetzen kann.
Also eine Agentur zu finden, die mir genau das liefert was ich im Kopf habe.
Dabei muss man wirklich lange suchen und man muss mit vielen Menschen reden und gut kommunizieren können.
Was war bisher dein schönster Erfolg?
Dass meine Internetseite heute so existiert und funktioniert, wie sie ist und dass ich es als Person geschafft habe, einen Kredit zu bekommen, um meine Idee zu finanzieren.
Welche Eigenschaft braucht man als Gründer:in?
Man muss Power haben, man muss zeigen, dass man stark ist und man darf nicht auf negative Stimmen hören.
Trotzdem muss man auch kritikfähig sein und aus sachlicher Kritik lernen.
Wenn du heute mit deiner Gründungsidee nochmal neu starten könntest, was würdest du diesmal anders machen?
Ich würde noch mehr nach potentiellen Partner:innen suchen und mir weitere Agenturen ansehen und noch mehr auf die Kosten schauen.
Was würdest du gründungsinteressierten Frauen und Gründerinnen, die am Anfang stehen, mitgeben wollen?
Weniger auf die Anderen hören – wenn man für die Idee brennt, ist man eine gute Geschäftsfrau und dann sollte man es einfach durchziehen.
Gibt es etwas in deiner Gründung, bei dem du gerade konkret Hilfe benötigst?
Ich kann sehr gut Hilfe im Bereich Marketing benötigen, da ich nicht in allen Bereichen meines Unternehmens 100% geben kann.
Mein Ziel ist es, mich mehr in das Thema Marketing einzuarbeiten, aber dennoch benötige ich professionelle Unterstützung und muss schauen, wie ich mein Budget verteile.